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Foto: ESA-P. Carril
05.12.2024

Proba-3: Satelliten im Tandemflug

Zwei gleichzeitig gestartete Kleinsatelliten im hochpräzisen Tandemflug: Proba-3 lautet der Name dieser erstaunlichen Technologieerprobungs-Mission, die am 5.12. um 11 Uhr 35 MEZ erfolgreich ins All abhob und mit der künftige Multi-Satelliten-Flüge vorbereitet werden sollen.

Der Hintergrund der Mission ist schnell erklärt: Da die Wissenschaft heutzutage immer schwächere Signale und kleinere Objekte erkennen muss, sind immer größere Aperturen sowie längere Brennweiten und Basislinien erforderlich. All dies lässt sich jedoch mit einem einzelnen Instrument auf einem Raumfahrzeug nicht mehr erreichen. Die Lösung ist daher ein hochpräziser Satelliten-Formationsflug: Damit soll für Wissenschaft und Anwendungen eine völlig neue Ära eröffnet werden.

Ein Projekt, das neue Maßstäbe setzt

Künftige Missionen könnten mit solchen hochpräzisen Multi-Satelliten-Flügen in einem viel größeren Maßstab durchgeführt werden. In Sachen Präzisionsflug im All hat Europa in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt: Das Automated Transfer Vehicle (ATV) der ESA beispielsweise zeigte beim Andocken an die ISS eine Genauigkeit von wenigen Zentimetern, während die schwedische Prisma-Mission für kurze Zeit Formationsflüge demonstrierte, die über Dutzende von Metern hinweg eine gleichbleibende Präzision im Zentimeterbereich aufwies.

Proba-3: millimetergenauer Formationsflug

Der erfolgreiche Start von Proba-3 markiert nun den nächsten Schritt im Formationsflug. Als Weltpremiere werden die beiden Satelliten – die Sonde Coronagraph und die Sonde Occulter – die Formation auf wenige Millimeter und Bogensekunden genau über Entfernungen von 144 Metern oder mehr für jeweils sechs Stunden aufrechterhalten. „Die beiden Raumsonden werden sich wie ein riesiges, 150 m langes Instrument verhalten“, erklärt Dietmar Pilz, ESA-Direktor für Technologie, Entwicklung und Qualität. Sie bilden also einen virtuellen Riesensatelliten – völlig autonom, ohne von einer Steuerung von der Erde aus abhängig zu sein. Dies zu erreichen, bedeutete allerdings eine enorme technische Herausforderung; dementsprechend lange dauerte der Entwicklungsprozess, der von einem Konsortium von Firmen aus kleineren ESA-Mitgliedstaaten unter der Leitung von Spanien und Belgien durchgeführt wurde.

Kollisionen? Unmöglich.

Beide Kleinsatelliten werden gemeinsam auf eine  hochelliptische Umlaufbahn gebracht, nach ihrem Apogäum  wieder getrennt und in eine sichere, relative Tandem-Umlaufbahn transportiert. Während sie in Betrieb genommen werden, demonstriert ein Kollisionsvermeidungsmanöver, dass die beiden Satelliten sicher in einer Umlaufbahn belassen werden können, ohne dass das Risiko einer Kollision oder eines Auseinanderlaufens besteht.

Der normale Betrieb wird dann sowohl Formationsflugmanöver als auch wissenschaftliche Beobachtungen umfassen: Mit einem Koronographen soll die sehr schwache Korona der Sonne beobachtet werden, wobei das blendende Licht der Sonnenscheibe präzise durch den Occulter im Formationsflug ausgeblendet werden soll.

 

 

 

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Foto: ESA/Science Office
07.10.2024

Perfektes Ablenkungsmanöver!

Nach der griechischen Göttin HERA ist der zweite Teil einer gemeinsamen Mission der NASA und der ESA benannt, die versucht, potentiell gefährliche Asteroiden abzulenken ­– und am 7.10. ist HERA erfolgreich von der Cape Canaveral Space Force Station  gestartet.

Beim ersten Teil der Mission, auch „DART“ genannt, wurde bereits 2022 eine Raumsonde von der NASA mit Schwung auf den kleineren Partner eines Doppel-Asteroiden gelenkt, um ihn damit aus seiner Umlaufbahn um den größeren Partner zu bringen. Dieser kleinere Asteroid heißt Dimorphos und weist einen Durchmesser von beeindruckenden 150 Metern auf – eine Dimension, die bei einem Einschlag auf der Erde eine Stadt in der Größe Wiens zerstören könnte.

Damit so etwas nicht passieren kann, sollen Asteroiden in einer Gefahrengröße wie Dimorphos vermessen und im Notfall abgelenkt werden. Die am 7.10. erfolgreich gestartete europäische Erkundungssonde HERA wird nun als zweiter Teil der Mission die Doppel-Asteroiden Dimorphos und den größeren Didymos vermessen, um Rückschlüsse auf die Dynamik des DART Einschlags zu ziehen und Möglichkeiten zur Ablenkung im Detail auszuloten. 2026 wird HERA das DidymosDimorphos-System erreichen und sich dort mindestens sechs Monate lang aufhalten, um beide Asteroiden umfassend zu charakterisieren. Dazu wird die Sonde mit einer Kamera in die Umlaufbahn des Asteroiden gebracht, um den vier Jahre zuvor durch „DART“ verursachten Krater zu visualisieren.

Forschung im All für mehr Sicherheit auf der Erde

Bei HERA steht weniger die Erforschung eines Asteroiden im Vordergrund, als das Thema Sicherheit im allgemeinen: Die Mission ist ein Teil des Weltraumsicherheitsprogramms (Space Safety) der ESA, einer der vier „ESA Pillars“. Da das primäre Ziel die Auslotung der Möglichkeiten zur Asteroidenabwehr ist, wird das Projekt  aus Mitteln zur Verbesserung der Weltraumsicherheit finanziert und nicht aus dem Budget für Wissenschaftsmissionen. Nicht nur Asteroiden werden dabei unter die Lupe genommen: Space Safety beschäftigt sich generell mit der Entdeckung, Beobachtung, Vorhersage und Abwehr möglicher Risiken durch künstliche Objekte oder Naturphänomene im Weltraum, die für unsere Erde und damit auch uns gefährlich werden könnten.

 

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Foto: ESA-S.Corvaja
09.07.2024

Europas Zukunft hebt ab: Ariane 6 ist im Orbit!

Mit Spannung erwartet und nun erfolgreich gestartet: Mit dem Launch der Trägerrakete Ariane 6 begann am 9.Juli gegen 21 Uhr MEZ ein neues Kapitel in Europas Weltraumfahrt – und zugleich ein weiteres in der Klimaforschung. Mit an Bord: viele technische Komponenten aus Österreich.

An Bord der neuen Ariane 6 befinden sich 16 Experimente und Kleinsatelliten – und jede Menge High-Tech made in Austria. So wurde die Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe beispielsweise von Beyond Gravity Austria mit Hauptsitz in Wien entwickelt, ebenso wie ein Steuermechanismus für die Raketenoberstufe, der für die genaue Ausrichtung des Triebwerks sorgt. Vom selben Unternehmen bzw. dessen Werk in Berndorf (NÖ) stammt eine weitere wichtige Komponente für das Gelingen dieses für Europa so wichtigen Weltraumprojektes: Die Spezialisolation der Ariane 6 ist – nach bereits erfolgreichem Einsatz bei Satelliten – nun erstmals auf einer Trägerrakete im Einsatz.

High Tech aus Österreich – bis ins Detail.

Ebenso bedeutungsvoll ist ein funktionierendes Datennetzwerk auf dem neuesten Stand der Technik. Dafür zeigt sich das Wiener Hightech-Unternehmen TTTech verantwortlich, das wesentliche Komponenten für die Bordelektronik geliefert hat. Die integrierten Chips sorgen dafür, sowohl Navigations- und Steuerungsdaten, als auch Überwachungs- oder Videodaten zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit in ein- und demselben Netzwerk zu übertragen.

Ein weiterer österreichischer Beitrag stammt von Peak Technology (NÖ): Die Expert:innen dieses Unternehmens waren für die Entwicklung der Helium-Hochdrucktanks für die neue Astris Kickstage zuständig – so der Name der neuen Raketenstufe, die die Vielseitigkeit der Ariane 6 und ihre Leistungsfähigkeit bei neuartigen Typen von Missionen weiter erhöhen wird.

Und damit nicht genug: Das Unternehmen Test-Fuchs Aerospace Systems aus Groß-Siegharts (NÖ) lieferte verschiedene Wasserstoff- und Sauerstoffrückschlagventile, das steirische Unternehmen Hage Sondermaschinenbau wiederum eine 50 Meter lange Anlage zur Bearbeitung von Verschlusskappen. Auch das Stahlbearbeitungsunternehmen ISW sowie das Edelstahlunternehmen Böhler waren mit diversen Komponenten an der Entwicklung und Umsetzung der Ariane 6 beteiligt.

Alles in allem ein neuerlicher Beweis dafür, wie umfangreich und wichtig Österreichs Weltraumindustrie für die Europäische Weltraumfahrt ist. Die Erwartungen an die Ariane 6 sind naturgemäß enorm, schließlich geht es darum, Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen und einen unabhängigen Zugang zum Weltraum zu garantieren. Die Nachfrage ist jedenfalls jetzt schon groß: 30 Flüge wurden bereits gebucht.

 

 

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Foto: SA/CNES/Arianespace/ArianeGroup/Optique video du CSG-S. Martin
11.06.2024

Mit Spannung erwartet: Der Launch von Ariane 6!

Schon lange nicht mehr wurde ein Ereignis in der Europäischen Raumfahrt so sehnlich erwartet: Nachdem der Start der neuen Trägerrakete Ariane 6 vier Jahre auf sich warten ließ, steht er nun unmittelbar bevor.

Sie ist ein Meisterwerk der Technik und zugleich ein Hoffnungsträger: Die Ariane 6 soll Europa den unabhängigen Zugang zum Weltraum und die Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft sichern. Laut Plan wird die Rakete am 9. Juli 2024 vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana zu ihrem Erstflug in den Orbit abheben. Die Zeit ist reif dafür: Ursprünglich war der Launch für 2020 geplant, musste aber mehrfach verschoben werden – und die Vorgängerin Ariane 5 startete bereits im Juli 2023 zum letzten Mal in den Weltraum. Seither verfügt die ESA über keine eigenen Trägerraketen mehr, um große Satelliten ins All zu transportieren. Dementsprechend groß ist die Nachfrage, was die Ariane 6 betrifft: Bereits jetzt sind 28 Flüge beauftragt; noch vor Ende 2024 soll der erste kommerzielle Flug stattfinden.

Technologie made in Austria

Die modulare und flexible Ariane 6 wird für kommerzielle und institutionelle Auftraggeber zur Verfügung stehen. Sie vereint bewährte und innovative technische Lösungen, um den rasanten Entwicklungen des Marktes zu entsprechen. Österreichs Beitrag zur neuen europäischen Trägerrakete ist unter anderem die Thermalisolation für den Antrieb: Er wurde von Beyond Gravity, dem größten Weltraumunternehmen des Landes, entwickelt und muss Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius standhalten.  Das sogenannte „kardanische Gelenk“ für den Vinci Antrieb,  welches für die Lagesteuerung der Rakete unerlässlich ist, wird auch von Beyond Gravity zugeliefert.

Auch die Wiener Firma TTTech war eines der ersten Unternehmen, das an der Entwicklung und künftigen Produktion der Ariane 6 beteiligt wurde. TTTech bietet sicherheitskritische Netzwerklösungen basierend auf zeitgesteuerter Technologie an. Die Steuerung der Ariane 6 basiert auf Systemen des Unternehmens.

Ein weiterer österreichischer Beitrag stammt von Peak Technology deren Expert:innen für die Entwicklung der Helium-Hochdrucktanks für die neue Astris Kickstage zuständig waren – einer neuen Raketenstufe, die die Vielseitigkeit der Ariane 6 und ihre Leistungsfähigkeit bei neuartigen Typen von Missionen weiter erhöhen wird.

 

 

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Foto: ESA/ATG medialab
29.05.2024

EarthCARE: Welche Rolle spielen Wolken für die Erdtemperatur?

Die bislang komplexeste aller Earth-Explorer-Missionen der ESA ist am 29.5.2024 um 00:20 MEZ erfolgreich ins All gestartet. Ihr Ziel: zu klären, welche Rolle Wolken und Aerosole bei der Regulierung des Temperaturgleichgewichts der Erde spielen.

Der Weltraumbahnhof Vandenberg in Kalifornien war kurz nach MItternacht mitteleuropäischer Zeit Schauplatz eines Ereignisses, das den Startschuss für ein bahnbrechendes Projekt zur Bekämpfung des globalen Klimawandels darstellt: der Launch des neuen EarthCARE Satelliten, der an Bord einer SpaceX Falcon 9-Rakete in den Orbit abhob.

Der Name ist Programm, steht er doch für „Earth Cloud, Aerosol and Radiation Explorer“. Und genau das ist die Aufgabe des neuen Satelliten, der von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gemeinsam mit der Japanischen Raumfahrtagentur (JAXA) entwickelt wurde: Er soll eine Reihe von Messungen durchführen, um vor allem zwei Fragen zu beantworten: Welche Bedeutung haben Wolken und Aerosole für die Regulierung des sensiblen Temperaturgleichgewichts der Erde – und wie groß ist ihr Einfluss auf die Wärmerückstrahlung der Erdoberfläche und der Atmosphäre in den Weltraum? In weiterer Folge sollen die Messergebnisse zur Verbesserung von Klima- und Wettermodellen dienen, im Kampf gegen den global voranschreitenden Klimawandel.

Der erfolgreiche Launch der EarthCARE-Mission wurde von einer großen Startveranstaltung im Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt begleitet und live auf ESA WebTV und ESA Youtube übertragen.

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Foto: Nicky Webb Photography
05.12.2023

Österreichs Raumfahrt mit noch mehr Power!

Bereits die 100. Generalversammlung war der Anlass, zu der AUSTROSPACE am 24.11.2023 nach der internen GV ins Space und Networking Café im 4.Bezirk einlud – mit namhaften Gästen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Forschung.

Ein Nachmittag voller Inspiration und Zukunftsvisionen: Nach den Begrüßungsworten von AUSTROSPACE Geschäftsführer Hans Martin Steiner gewährte Heinz Mayer einen spannenden Rückblick in die Geschichte der österreichischen Raumfahrtbranche, ehe Christian Fidi dann auf aktuelle Aufgaben, anstehende Projekte und vor allem das immense Potenzial der österreichischen Weltraumunternehmen einging, die von AUSTROSPACE vertreten werden.

Auch Bundesministerin Leonore Gewessler, die als Space Ministerin verantwortlich für die Weltraumagenden der Regierung ist, kam auf dem Podium zu Wort – und betonte einmal mehr die Bedeutung der Raumfahrt für Österreich. So gab sie unter anderem bekannt, dass der Staat künftig der europäischen Raumfahrtagentur ESA mehr Geld zukommen lassen wird. Zwar bleibt der Pflichtbeitrag im ESA-Budget bis 2025 mit 116 Millionen Euro gleich, der Beitrag für ESA-Wahlprogramme wird jedoch um 30 Millionen Euro auf insgesamt 145 Millionen Euro erhöht.

Gewessler dazu: „Der Weltraum spielt für Österreich eine zentrale Rolle. Jeder Euro, den wir in die ESA investieren, ist sehr gut angelegt.“ Auch AUSTROSPACE-Präsident Dieter Grebner zeigt sich darüber erfreut: „Die beträchtliche Nachzeichnung des österreichischen ESA-Beitrags seitens des Ministeriums ist eine klare Anerkennung der beeindruckenden Erfolge und Innovationen im Bereich der österreichischen Raumfahrtindustrie“.

Die 100. Generalversammlung gab allen Teilnehmer:innen die Möglichkeit, Erfahrungen und Meinungen auszutauschen und gewährte spannende Einblicke in die Tätigkeitsbereiche und Möglichkeiten der Raumfahrt. Besonderer Dank gilt allen Gästen für ihr reges Interesse und die tolle Vernetzung – und auch TTTech, die für diesen Event ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat.

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Foto: BiDS
06.11.2023

Erstmals in Wien: Big Data from Space

Das Austria Center Vienna ist Schauplatz, wenn führende Akteurinnen und Akteure aus Industrie, Wissenschaft, EU-Einrichtungen und Regierungen neueste technische Lösungen und Anwendungen im Weltraumsektor diskutieren.

Bei Big Data from Space (BiDS) werden innovative Ideen ausgetauscht und die neuesten technischen Lösungen und Anwendungen vorgestellt, die alle Aspekte der Weltraum- und Big-Data-Technologien betreffen. Sowohl Praktiker:innen, als auch Forscher:innen und Ausbilder:innen erhalten dabei eine erstklassige Möglichkeit, die neuesten Innovationen sowie praktische Herausforderungen im Zusammenhang mit Big Data aus dem Weltraum zu präsentieren und zu diskutieren.

Die Ausgabe 2023 der BiDS, die zum ersten Mal in Wien veranstaltet wird und bei der auch Austrospace als Sponsor mit einem Stand vertreten ist, konzentriert sich aber nicht nur auf die Technologien, die Einblicke und Vorausschau aus Big Data ermöglichen, sondern auch auf deren gesellschaftliche Auswirkungen. Der Zugang zu globalen, kostenlosen und offenen Erdbeobachtungsdaten wird immer größer – und durch neue Initiativen wie das Copernicus Data Space Ecosystem, das EU-Programm Destination Earth (DestinE) und das damit verbundene ESA-Programm Digital Twin Earth ergänzt. Die Förderung des Vertrauens in Big Data für politische Interaktionen, Einblicke und Vorausschau, die durch das sich entwickelnde Geodaten-Ökosystem ermöglicht werden, sollte transparent, solide und reproduzierbar sein, mit entsprechender Qualitätssicherung, die auf offenen Daten und Methoden aufbaut.

 

 

 

 

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Foto: ESPI
27.10.2023

Ein Think-Tank feiert Jubiläum.

Vor 20 Jahren wurde das Europäische Institut für Weltraumpolitik gegründet: ein europäischer Think-Tank für die Raumfahrt mit Sitz in Wien, der Welthauptstadt der Weltraumdiplomatie.

Dieser Anlass wurde im ehrwürdigen österreichischen Parlament gefeiert, wobei hochrangige Gäste aus ganz Europa und der Welt begrüßt werden konnten –  aus fast 40 Nationen. Regierungsvertreter, Führungskräfte internationaler Organisationen, Botschafter, Parlamentarier, Leiter von Agenturen, Industrieführer und internationale Gäste von NASA, JAXA, ISRO und KARI feierten gemeinsam mit den Mitarbeitern, Mitgliedern und dem Beirat des ESPI.

Schon die Eröffnungsreden machten Stimmung: Am Podium standen neben  Leonore Gewessler, Österreichs Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, auch Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation, und Hermann Ludwig Moeller, Direktor des ESPI. Die anschließende Diskussionsrunde zum Thema europäische Weltraumpolitik, moderiert von Andreas Geisler von der FFG, sorgte für Inspiration und regen Gedankenaustausch.

Als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien gibt das ESPI Empfehlungen und Zukunftsvisionen dazu ab, wie Europas Engagement im Weltraum der Gesellschaft maximalen Nutzen bringen kann. Die Arbeit umfasst Forschung und Analysen zu wichtigen weltraumpolitischen Themen, die Beobachtung globaler Weltraumtrends und politischer Entwicklungen sowie die Organisation von thematischen Konferenzen und Workshops.

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Foto: ESA
09.10.2023

PRETTY hebt ab: österreichischer Satellit ins All gestartet!

Wenn das kein Riesenerfolg ist: Mit dem Kleinsatelliten PRETTY ist am 9.10.2023  der fünfte österreichische Satellit und bereits der dritte aus den Labors der TU Graz gestartet – entwickelt und getestet von Weltraumexpert:innen in der Steiermark und Wien!

Auftraggeberin des neuen Klimabeobachtungssatelliten ist die Europäische Weltraumbehörde (ESA) – doch die ausgefeilte Technologie stammt von der Technischen Universität Graz, in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Beyond Gravity Austria (ehemals RUAG Space), das auch für die Gesamtprojektleitung verantwortlich ist.

Der hübsche Name des Kleinsatelliten ist schnell erklärt: PRETTY steht für Passive REflectomeTry and DosimeTrY. Ein passives Reflektometer System, das von Beyond Gravity und dem Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz entwickelt wurde, soll eine besonders genaue Vermessung der Erdoberflächen ermöglichen – der Kleinsatellit wird damit in der Lage sein, das Ausmaß von Eis- und Meereshöhen sowie Meeresströmungen der Ozeane noch präziser als bisher zu vermessen.

Zum anderen wird auch die Strahlungsumgebung im Weltraum erfasst, wofür die Seibersdorf Labor GmbH eine neuartige Dosimeter-Plattform entwickelt, gebaut und getestet hat. Die Dosimeter Nutzlast ist während der gesamten PRETTY-Mission aktiv und sammelt wissenschaftliche Daten. Die TU Graz wiederum steuerte die Satellitenplattform bei, führte die Fertigungs-, Montage-, Integrations- und Testaktivitäten durch und ist mit der Bodenstation am Campus Inffeldgasse für den Betrieb des Satelliten verantwortlich.

PRETTY ist klein, aber oho!

Kaum zu glauben, wie viel Technologie auf kleinstem Raum Platz hat – denn PRETTY ist ein CubeSat von gerade mal 10x10x34 Zentimetern! Die ausklappbaren Solarpaneele wiesen eine Fläche von jeweils 30x20 Zentimetern auf und versorgen den Satelliten mit einer Leistung von durchschnittlich 24 Watt. Mit einer Masse von nur 4,6 Kilogramm wird das Leichtgewicht in einer polaren Umlaufbahn in rund 565 Kilometern Höhe die Erde umkreisen und mit Datenraten von bis zu 2 Mbit/s kommunizieren.

Die Mission ist übrigens auf mindestes ein Jahr ausgelegt. Danach wird der kleine Klimabeobachtungssatellit auf natürliche Weise wieder in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Damit entspricht PRETTY voll und ganz den neuesten ESA- und UN-Richtlinien, die den Weltraumschrott minimieren sollen.

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Foto: ESA (acknowledgement: work performed by ATG under contract to ESA), CC BY-SA 3.0 IGO
01.07.2023

Mission Euclid: der Dunklen Materie und der Dunklen Energie auf der Spur.

Die Dimensionen des Projekts sind gigantisch: Das am 1.Juli gestartete Weltraumteleskop EUCLID soll Milliarden von Galaxien in einer Entfernung von bis zu 10 Milliarden Lichtjahren beobachten, kartieren und teilweise ihre Rotverschiebungen messen. Ziel der Mission ist die Erforschung der Dunklen Materie und Dunklen Energie im Universum.

Kaum zu glauben, dass nur 5% des Universums aus sichtbarer Materie wie etwa Planeten, Sternen oder Galaxien besteht. Der überdimensional größere Anteil, nämlich 95% des Weltraums, ist für unser Auge nicht sichtbar und wird als Dunkle Materie oder Dunkle Energie bezeichnet. Das Weltraumteleskop Euclid, das am 1.Juli 2023 mit einer Falcon-9-Trägerrakete vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus ins Weltall gestartet ist, soll diese unsichtbare Materie und Energie nun erforschen.

Wissenschaftler:innen erhoffen sich dadurch eine Antwort auf grundlegende Fragen zur Physik des Weltraums wie zum Beispiel, wie sich die Dunkle Materie im Raum verteilt, wie großräumige Strukturen im All entstehen oder wie sich das Universum entwickelt hat.  Eines weiß man jetzt schon: Das Weltall dehnt sich kontinuierlich weiter aus und das in einem immer größerem Tempo. Was man hingegen nicht weiß, ist die Ursache dieses Phänomens, dem Euclid nun auf den Grund gehen soll.

Die genaueste 3D-Karte des Universums entsteht

Nach einer dreißigtägigen Reise erreicht die Sonde ihren Orbit im Lagrange Punkt L2, der rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist – ein Gleichgewichtspunkt des Sonne-Erde-Systems, in dessen Umlaufbahnen sich Euclid mit wenig Energieaufwand stabil halten kann. Während der sechs Jahre dauernden Mission sollen von dort aus über zehn Milliarden Galaxien beobachtet und dabei etwa 30 Petabytes an Daten gesammelt werden – was einer Menge von rund vier Mio. BlueRay Discs entspricht.

Um diese Mega-Aufgabe erfolgreich zu erfüllen, ist Euclid mit einem Teleskop mit einem Durchmesser von 1,2 Metern ausgestattet, das den Infrarotanteil des Lichts zu einem Nahinfrarot-Spektrometer und Photometer (NISP) weiterleitet und das sichtbare Licht in ein Visible Instrument (VIS) reflektiert. Dieses wiederum bildet alle beobachteten Galaxien mit einer sehr hohen Bildqualität ab.

Die NISP-Daten werden mit den VIS-Daten kombiniert, um Entfernungen von Galaxien und ihre dreidimensionale Position im Universum abzuleiten. Außerdem sollen sie erforschen, wie sich Galaxien in den letzten zehn Milliarden Jahren unter dem Einfluss der dunklen Materie und der dunklen Energie des Universums sowie der Schwerkraft verändert haben. Auf diese Weise wird dank der Euclid-Mission die bislang exakteste 3D-Karte unseres Universums entstehen.

 

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Foto: ESA acknowledgementATG Medialab
14.04.2023

Jupiter, wir kommen: ESA-Sonde JUICE gestartet!

Die bislang kühnste Mission der Menschheit zum äußeren Sonnensystem hat begonnen: Am 14.April um 14:14 MEZ hob die ESA-Sonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guyana ab, um das Jupitersystem mit den drei größten Jupitermonden zu erforschen. Oberstes Ziel dabei: festzustellen, ob diese für Lebewesen bewohnbar sind.

Riesige Wasserflächen, größer als die Ozeane der Erde: Solche natürlichen Schätze bergen die drei Jupitermonde Europa, Ganymed und Kallisto. Ein klarer Hinweis darauf, dass die Bedingungen für Leben auch anderswo im All als in unserer Welt existieren könnten – ermöglicht durch die Tatsache, dass diese Eismonde um einen Riesenplaneten kreisen statt um heiße Sterne. Und das... macht sie zu einem der interessanten Ziele unseres Sonnensystems.

Aus diesem Grund starteten die ESA und ihre internationalen Partner nun eine Mission, die in punkto Dimensionen ihresgleichen sucht: Der am 14.April um 14:14 Uhr gelaunchte „Jupiter Icy Moons Explorer“ (JUICE) wird nach seiner 8 Jahre dauernden Reise zum Jupiter diesen faszinierenden Planeten und seine Monde mithilfe besonders leistungsstarker, neuartiger Instrumente beobachten. Die gelieferten Daten sollen nicht nur heutigen, sondern auch vielen zukünftigen Generationen von Wissenschafter:innen dabei helfen, die Geheimnisse des Jupitersystems zu lüften.

Österreichisches Know How unterwegs zum Jupiter

Auch bei der ersten europäischen Raumfahrt ins äußeren Sonnensystem spielt High Tech aus Österreich eine große Rolle: So hat das Institut für Weltraumforschung (IWF) gemeinsam mit dem Institut für Experimentalphysik (IEP) der TU Graz ein völlig neuartiges Quanteninterferenz-Magnetometer entwickelt und die Antennen des Radiowelleninstruments kalibriert, außerdem ist es Mitglied im Team eines Teilchenspektrometers. Die Thermalisolation von Beyond Gravity wiederum schützt die Jupitersonde vor den extremen Temperaturunterschieden im All von plus 250 bis minus 230 Grad Celsius und GeoSphere Austria ermöglichte die Kalibrierung der Magnetfeldsensoren.

Wenn JUICE in Französisch-Guayana auf der Startrampe steht und der Countdown läuft, wird die Raumsonde mittels Technologie der Firma Terma mit Strom versorgt. Das Testen der Funkverbindung zum Auslesen der wichtigsten Parameter über den „Gesundheitszustand“ des Satelliten sowie zur Steuerung von JUICE und die Überprüfung des Downlinks der Instrumentendaten zur Erde erfolgten über ein in Österreich entwickeltes hochzuverlässiges und präzises Testequipment.

Insgesamt betrachtet ist der erfolgreiche Launch der ESA-Sonde das Ergebnis ausgezeichneter internationaler Zusammenarbeit: So waren etwa 500 Airbus-Mitarbeiter an den Vorbereitungen beteiligt, zusammen mit über 80 Unternehmen aus ganz Europa. Auch die NASA, die JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) und die israelische Raumfahrtagentur lieferten wichtige Beiträge zur Mission.

Acht-Jahres-Reise mit Schleuderpartie

Hunderte von Millionen von Kilometern wird JUICE durch das Sonnensystem fliegen, wobei die Schwerkraft der Erde und der Venus dessen Bahn ablenken werden, um das Raumschiff bis zum Jupiter „schleudern“ zu können. Nach der Ankunft im Jupitersystem wird es einer rauen Strahlungs- und Temperaturumgebung ausgesetzt sein, wenn es wichtige Daten über das Jupitersystem sammelt. Wie komplex die Mission insgesamt ist, erklärt Andrea Accomazzo, Flight Operations Director: „Dies ist die größte Deep-Space-Mission, die wir je gestartet haben, und sie muss die Monde des größten Planeten im Sonnensystem bei nicht weniger als 35 Vorbeiflügen geschickt umkreisen.“

Um die damit verbundenen Herausforderungen in einer so großen Entfernung zu bewältigen – und vor allem, um die gesammelten Daten sicher nach Hause zu bringen – sind extreme Navigationstechniken erforderlich. Dabei nutzen die Wissenschafter:innen das Estrack-Netz der ESA, das vom European Space Operations Centre (ESOC) aus ferngesteuert wird, und somit auch Deep Space Antennen in Spanien, Argentinien und Australien.

 

 

 

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Foto: ESA
07.04.2023

Der Countdown der Reise zum Jupiter läuft!

Weltraumtechnik made in Austria ist mit an Bord, wenn am 13. April die Raumsonde JUICE (JUpiter ICy moons Explorer)  ihre lange Reise zum Jupiter und seinen Eismonden antritt – und damit die erste Mission ins äußere Sonnensystem, die von der Europäischen Weltraumorganisation ESA geleitet wird. Wer live dabei sein will: die Österreichische Akademie der Wissenschaften und die TU Graz laden dazu ins Institut für Weltraumforschung ein.

Es ist ein Tag, der sowohl von der internationalen Raumfahrt, als auch der österreichischen Weltraumindustrie mit Spannung erwartet wird: Am 13. April 2023 wird um exakt 14:15:01 MEZ eine Trägerrakete vom Typ Ariane-5 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abheben und die ESA-Raumsonde JUICE (JUpiter ICy moons Explorer) auf ihren langen Weg zum Jupiter und seinen Eismonden bringen. Ziel der kühnen Mission: Hunderte Millionen Kilometer von der Erde entfernt wichtige Daten zu sammeln, die auch noch künftigen Generationen von Wissenschafter:innen wertvolle Erkenntnisse bei der Erforschung des Jupitersystems liefern sollen.

Dabei spielt High Tech aus Österreich einmal mehr eine große Rolle: So entwickelte das Institut für Weltraumforschung (IWF) gemeinsam mit dem Institut für Experimentalphysik (IEP) der TU Graz ein völlig neuartiges Quanteninterferenz-Magnetometer, kalibrierte die Antennen des Radiowelleninstruments (RPWI) und ist Mitglied im Team eines Teilchenspektrometers. Die Thermalisolation von Beyond Gravity wiederum schützt die Raumsonde vor Kälte und Hitze und GeoSphere Austria ermöglichte die Kalibrierung der Magnetfeldsensoren.

Wenn JUICE in Französisch-Guayana auf der Startrampe steht und der Countdown läuft, wird die Raumsonde mittels Technologie der Firma Terma mit Strom versorgt. Im Vorfeld wurden mithilfe eines in Österreich entwickelten hochzuverlässigen und präzisen Testequipments sowohl die Funkverbindung zum Auslesen der wichtigsten Parameter über den „Gesundheitszustand“ des Satelliten, als auch die Steuerung von JUICE getestet und die Überprüfung des Downlinks der Instrumentendaten zur Erde durchgeführt.

Viele gute Gründe für die Österreichische Akademie der Wissenschaften und die TU Graz, alle Weltraumbegeisterten zum Live-Event am 13.4.23 am Institut für Weltraumforschung in Graz einzuladen. Dabei kommen auch Vertreter:innen von Beyond Gravity, GeoSphere Austria und Terma in Kurzvorträgen bzw. Interviews über die österreichischen Beiträge zu Europas erstem Flug ins äußere Sonnensystem zu Wort. Der Start wird live übertragen; Schaltungen zum ESA-Kontrollzentrum nach Darmstadt und dem Raktenstartzentrum in Kourou sorgen für einen authentischen Stimmungsbericht. Danach werden die wichtigsten Etappen nach dem Start live mitverfolgt: die Separation, das erstes Signal und das Ausklappen der Solarpaneele.

Details zum Programm:

https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/Institute/iwf/pdf/event/Einladung_JUICE-Launch-Event.pdf

Anmeldung:

https://www.oeaw.ac.at/iwf/aktuelles/veranstaltungen/anmeldung/juice-launch-event

 

 

 

 

 

 

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Foto: ESA–M.Pedoussaut
15.12.2022

Eine neue Ära der Wettervorhersage beginnt

Der frühe Vogel fängt den Blitz: Der neuartige Wettersatellit MTG-I1, der am 13.12.2022 um 21:30 MEZ vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana aus in die geostationäre Umlaufbahn gestartet ist, soll künftig Stürme und Gewitter bereits im Frühstadium erkennen.

Aufbauend auf der langjährigen Partnerschaft zwischen der ESA und Eumetsat, wird Meteosat Third Generation (MTG) in den nächsten 20 Jahren noch verlässlichere und genauere Daten für die Wettervorhersage liefern. Dafür sorgt unter anderem ein neuartiger Lightning Imager – der erste seiner Art in der europäischen Weltraumfahrt. Das vollständige MTG-System basiert auf einer Reihe von zwei Satellitentypen, die im Tandem arbeiten: zwei MTG-Imagern und einem MTG-Sounder, der im Gegensatz zu den Imagern mit einem Infrarotsensor (IRS) und einem Ultraviolett-, Sicht- und Nahinfrarotsensor (UVN) ausgestattet ist.

Gemeinsam bringen diese Technologien den immer wichtigeren Bereich der Wettervorhersage auf einen ganz neuen Level: Künftig sollen Unwetter in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden können – die Blitzsensoren sind in der Lage, selbst sehr schwache Gewitter sowohl in der Nacht, als auch bei Tageslicht zu erkennen. Darüber hinaus wurden die Spektralkanäle des Satelliten deutlich erweitert und die Auflösung verbessert.

Wichtige Vorbereitungen und Kontrollen

Seit seiner Ankunft auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana Mitte Oktober hatte MTG-I1 alles durchlaufen, was nötig ist, um ihn für einen erfolgreichen, sicheren Start vorzubereiten. Dazu gehörten eine Vielzahl wichtiger und sorgfältiger Kontrollen, um die einwandfreie Funktion aller Komponenten sicherzustellen – sowie die riskante Aufgabe, den Satelliten mit rund zwei Tonnen hochflüchtigem Treibstoff zu beladen und auf den oberen Teil der Ariane-5-Rakete zu hieven.

Die Abkürzung MTG-I1 steht übrigens für Meteosat Third Generation Imager-1. Während des insgesamt 20 Jahre andauernden Einsatzes der Meteosat-Wettersatelliten soll die anfängliche Dreierkonstellation im Laufe der Zeit durch drei neue Satelliten ausgetauscht werden.

 

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Foto: ESA
12.12.2022

ESA Ministerratstagung 2022:
Mehr Geld für Europas Weltraumfahrt

Bei der zweitägigen Konferenz des ESA Ministerrats am 22. und 23. November in Paris wurden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: Alle 22 Mitgliedstaaten beschlossen eine Aufstockung des Budgets für die nächsten drei Jahre.

Die Zeichen stehen auf Zukunft – und auf ein starkes, unabhängiges Europa im Weltraum: In den kommenden drei Jahren sollen rund 16,9 Milliarden Euro für Raumfahrt-Aktivitäten zur Verfügung stehen, also knapp 17% mehr als bisher. Damit liegt das neue Budget zwar unter den 18,5 Milliarden Euro, die von der ESA vorgeschlagen wurden –– Generaldirektor Josef Aschbacher ist mit dem Ergebnis aber dennoch zufrieden: „Durch diese Investition bauen wir ein Europa auf, dessen Raumfahrtprogramm seine politische und zukünftige wirtschaftliche Stärke widerspiegelt“, so sein Statement. Der gebürtige Tiroler spricht weiters von einer „neuen Ära, die von Ehrgeiz, Entschlossenheit, Stärke und Stolz“ geprägt werde. 

Europa nimmt Kurs auf Mond und Mars

Mithilfe des soeben beschlossenen Budgets soll unter anderem die Erkundung von Mond und Mars weiter forciert werden: Dank der deutschen Beteiligung am geplanten Logistiklandegerät „Argonaut” wird Europa erstmals eigenständig Fracht auf den Erdtrabanten befördern und vor Ort wissenschaftliche Experimente unternehmen können. Ebenfalls beschlossen wurde die Fortsetzung der europäischen Beteiligung an der Raumstation ISS bis zum Jahr 2030 – und somit auch eine Verlängerung der dortigen Tätigkeit der ESA-Astronaut:innen.

Der größte Anteil des Budgets entfällt mit rund 3,2 Milliarden Euro auf wissenschaftliche Missionen, gefolgt von Transportaktivitäten mit 2,8 Milliarden Euro sowie auf Exploration und Erdbeobachtungen mit je rund 2,7 Milliarden Euro. Finanziert wird es durch die Beiträge der 22 Mitgliedstaaten, deren Höhe sich circa am jeweiligen Bruttosozialprodukt orientiert. An welchen optionalen Programmen der ESA man teilnimmt und mit welchem finanziellen Beitrag, entscheidet jedes Land selbst. Größter Beitragszahler ist nach wie vor Deutschland, das bei der diesjährigen Konferenz in Paris den Vorsitz im ESA-Rat von Frankreich übernommen hat und die nächste Konferenz im Jahr 2025 ausrichten wird.

Der österreichische Beitrag hat sich – verglichen mit 2019 – um etwas mehr als 20% gesteigert. Die Freude darüber hält sich allerdings in Grenzen, da die Erwartungshaltung – speziell bei den Wahlprogrammen – um einiges höher war, vor allem wenn man das große Potential der österreichischen Weltraumakteure betrachtet. In Österreich fließen rund 50% des Budgets in Pflichtprogramme wie das Wissenschaftsprogramm oder Basic Activities, 15,5% in die Erdbeobachtung und 13% in Telekom und Integrated Applications, um nur die höchsten Anteile zu nennen.

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Foto: ESA - P. Sebirot
28.11.2022

Eine Kärntnerin als ESA Reserve-Astronautin

Die Klagenfurterin Carmen Possnig ist eine jener 11 Personen, die von der ESA jüngst als Reserve-Astronaut*innen ausgewählt wurden. Damit kann sie für spezielle Missionen eingesetzt werden oder nachrücken, wenn einer der ebenfalls kürzlich ernannten 6 ESA Berufs-Astronaut*innen ausfällt.  

Man darf sich schon ein bisschen selbst auf die Schulter klopfen, wenn man sich in einer internationalen Bewerbung für einen Top-Job wie diesen gegen rund 22.500 Bewerber*innen durchsetzt. Der Kärntner Allgemeinmedizinerin Carmen Possnig ist genau dies gelungen: Im Rahmen der ESA Ministerkonferenz wurde sie zu einer von 11 Reserve-Astronaut*innen ernannt. Unbekannte ist sie für die Europäische Raumfahrtagentur freilich keine mehr: Vor fünf Jahren wurde sie im Auftrag der ESA für ein Jahr in die Antarktis geschickt, wo sie in der Station „Concordia“ mögliche Auswirkungen von Isolation und geringem Sauerstoffgehalt auf die Crew erforschte. Wichtige Themen, die in naher Zukunft auch für sie selbst eine Rolle spielen könnten: Sollte Possnig nach ihrer Ausbildung für europäische Astronauten tatsächlich ins All fliegen, wäre sie damit die erste Österreicherin im Orbit – nachdem Franz Viehböck vor über 30 Jahren als bisher einziger Österreicher im Rahmen der Austromir-Mission seinen Allaufenthalt absolvierte.

Große Konkurrenz, großes Kompliment

Auch Reserve- Astronaut*innen haben eine wichtige Funktion: Nach erfolgreicher Ausbildung müssen sie ständig einsatzbereit sein – für den Fall, dass einer ihrer festangestellten Berufskolleg*innen ausfallen sollte. Nach der ersten Phase des Auswahlprozesses gelang es insgesamt 530 Frauen und 831 Männern, in die zweite Runde aufzusteigen. Unter den österreichischen Bewerberinnen schafften immerhin 13 von 116 diese Hürde, von den 350 männlichen Interessenten ebenfalls 13.

Während die 6 Berufs-Astronaut*innen ab 2023 ihr Basis-Training beginnen, werden die Reserve-Astronaut*innen erst dann trainiert, wenn eine Einsatz-Möglichkeit spruchreif wird. Derzeit absolviert Carmen Possnig noch ein PhD-Studium an der Universität Innsbruck, in dem sie sich mit Weltraummedizin beschäftigt. Auch als Schriftstellerin war sie bereits tätig: Das Buch „Südlich vom Ende der Welt“ lässt die Leser*innen an ihren Erfahrungen beim Aufenthalt in der Antarktis teilhaben – inklusive Temperaturen von minus 80 Grad, monatelanger Dunkelheit und dem Zusammenwohnen mit einem Dutzend Teamkolleg*innen auf engstem Raum.

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Foto: ESA – D. Ducros
16.11.2022

Artemis 1 startet zum Mond.

Aller guten Dinge sind drei: Nach zwei wetterbedingten Verschiebungen konnte die NASA-Rakete nun endlich in den Orbit abheben. Die Mission gilt als Vorbereitung für ein höchst ambitioniertes Projekt: die Rückkehr des Menschen zum Mond.

Geplant ist, dass die unbemannte Raumkapsel „Orion“ den Erdtrabanten umrundet und am 11. Dezember im Pazifik wassert. Die „Artemis 1“-Mission ist aber nur der erste Schritt zum weit größeren Ziel: die Rückkehr der Menschen zum Mond, rund 50 Jahre nach Neil Armstrongs ersten Schritten ebendort. Deshalb wird im Rahmen von Artemis 1 das Space Launch System – die komplexeste und leistungsstärkste Rakete der Welt, die Orion Kapsel und alle Subsysteme – erst einem strengen Stresstest unterzogen, bevor es für den Transport von Astronauten zugelassen wird.

Die geplante Folgemission „Artemis 2“ soll dann erstmals wieder Menschen um den Erdtrabanten herumfliegen, damit „Artemis 3“ die erste Frau und die erste Person nicht-weißer Hautfarbe auf den Mond bringen soll – frühestens im Jahr 2025.

Österreichische Technologie mit an Bord

Nicht nur die Europäische Weltraumorganisation ESA ist an der Mission beteiligt – so ist das europäische Servicemodul (ESM) für Antrieb, Energieversorgung und die Wärmeregulierung von "Orion" verantwortlich – sondern auch österreichisches Know How: Die Unternehmen TTTech und Magna Aerospace lieferten Komponenten für die Rakete SLS, die Raumkapsel Orion und das Servicemodul ESM.

 

 

 

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Foto: NASA
23.12.2021

Das Teleskop der Superlative hebt ab ins All.

Das James-Webb-Weltraumteleskop ist das größte, leistungsstärkste und teuerste Teleskop, das je konstruiert wurde. Am 25.12. startet es seine aufsehenerregende Expedition ins All – unterstützt von österreichischer Technologie.

Rund 9 Milliarden Euro hat es gekostet, den Nachfolger des legendären „Hubble“ Teleskops zu planen und bauen. Auch die Entwicklungsdauer ist mit einem Vierteljahrhundert rekordverdächtig. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen, die in das James-Webb Weltraumteleskop gesetzt werden:  Wie eine Zeitmaschine soll es mehr als 13,5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückschauen und nach dem Licht der ersten Sterne und Galaxien des Universums suchen. Mit der Erforschung von Exoplaneten hat sich in den letzten Jahren ein weiteres enormes Forschungsfeld aufgetan: So soll das Teleskop eine bisher nie da gewesene Charakterisierung von Planeten außerhalb des Sonnensystems ermöglichen und nach Anzeichen für biologische Aktivitäten suchen.

Mit an Bord: Ein „Superauge“ mit Komponenten aus Österreich

Wie schon so oft liefert österreichische Technologie auch bei dieser bahnbrechenden Weltraumexpedition einen wesentlichen Beitrag: Das Wiener Unternehmen RUAG Space entwickelte zwei hochpräzise Mechanismen für eines der drei Hauptinstrumente des neuen Observatoriums, das "Superauge" namens "NIRSpec" (Near Infrared Spectrograph). Dieses kann bis zu 100 Himmelskörper gleichzeitig erfassen und noch viel tiefer ins All blicken als "Hubble". Das Instrument hat eine Masse von rund 200 Kilogramm und wird im Weltraum bei einer Temperatur von minus 238 Grad Celsius arbeiten. Auch die Vorrichtung, mit der das Weltraumobservatorium beim Bau und während der Testvorgänge gedreht und gekippt werden konnte, sowie die Thermalisolation für die große Kommunikationsantenne des Teleskops stammen von RUAG Space.

Das James Webb Teleskop wird laut Plan am 25.Dezember 2021 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus ins All starten. Seine Tätigkeit wird es stattliche 1,5 Millionen Kilometer weit draußen im Weltraum aufnehmen, die Reise dorthin wird auf etwa vier Wochen geschätzt.

 

 

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Foto: ESA
15.06.2021

Das EU-Weltraumprogramm 2021-2027 ist startbereit!

Es ist ein wahrer Meilenstein: Das soeben verabschiedete Europäische Weltraumprogramm 2021-2027 wird grundlegende Instrumente zur Verfügung stellen, um unseren Planeten besser zu verstehen und zu schützen.

Das umfangreiche Programm wird Projekte wie Galileo, Copernicus, SSA (Weltraumlageerfassung) und GOVSATCOM (eine Regierungsinitiative für Satellitenkommunikation) mit 14,88 Milliarden Euro finanzieren und sicherstellen, dass diese auch nach 2027 fortgesetzt werden.

Der große Launch Event dazu kann am 22.Juni 2021 über einen Live-Stream auf www.euspace-launch.eu mitverfolgt werden. Hohe Entscheidungsträger und erfahrene ExpertInnen werden dabei in spannenden Diskussionen darüber sprechen, wie eine Kooperation zwischen verschiedenen Raumfahrtakteuren aussehen kann, welche Möglichkeiten sich durch das neue Programm für europäische Unternehmen ergeben oder wie das EU Weltraumprogramm zu unterschiedlichen Elementen der EU-Politik beiträgt. Darüber hinaus erfolgt die formale Unterzeichnung der finanziellen Rahmenvereinbarung.

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Foto: OHB
12.02.2021

12 neue Satelliten für Galileo -
und Aufregung von Anfang an.

Große Enttäuschung beim Satellitenhersteller OHB: Einst hatte man Galileo fast im Alleingang aufgebaut, nun sollen andere die zweite Generation des Satellitennavigationssystems übernehmen – und zwar Airbus und Thales Alenia Space.

Für OHB ist dies ein herber Rückschlag: nicht nur in finanzieller Hinsicht, schließlich geht es um ein Auftragsvolumen im Wert von 1,47 Milliarden Euro, sondern auch in punkto Prestige. Schließlich hat der börsennotierte Familienbetrieb aus Bremen Galileo einstmals aufgebaut und damit große Bekanntheit erreicht. Für Überraschung sorgt aber auch der Zeitplan des Projektes: Bereits Ende 2024 sollen die ersten Satelliten der zweiten Generation ins All starten. Der zuständige EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton verlegte den Termin um zwei Jahre vor, um im Wettkampf mit GPS und dem chinesischen Beidou die Nase vorn zu behalten.

Unumstritten ist Breton freilich nicht: Mancherorts wurde der Verdacht geäußert, er hätte als gebürtiger Franzose bei der Vergabe des Auftrags Unternehmen mit französischer Beteiligung bevorzugt. Dies wurde von der EU-Kommission allerdings strikt zurückgewiesen: Laut einer unabhängigen Evaluierung, die von der ESA erstellt wurde, soll das Angebot von OHB deutlich schlechter als die Konkurrenzangebote gewesen sein. Fest steht jedenfalls nur eines: Der Industriestandort Deutschland wird stark von dem Airbus-Auftrag profitieren.

Das letzte Wort scheint jedenfalls noch nicht gesprochen zu sein: OHB hat kürzlich Klage am Gericht der Europäischen Union (EUG) eingereicht, worauf dieses die Vertragsunterzeichnung mit Airbus und Thales vorerst ausgesetzt hat.

Wer auch immer bei diesem Streit als Gewinner hervorgeht: das Projekt ist auf alle Fälle beeindruckend. So soll es die zweite Galileo-Generation ermöglichen, dass auch private Nutzer bei der Navigation eine Präzision von 5 Zentimetern und weniger erreichen.

 

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Foto: ESA
17.12.2020

Österreich startet durch:
Dr. Josef Aschbacher neuer ESA-Generaldirektor 

Mit dem Österreicher Dr. Josef Aschbacher wird ein weltweit anerkannter Erdbeobachtungs-Experte Chef der European Space Agency (ESA). Erdbeobachtung mit Hilfe von Satelliten spielt eine wesentliche Rolle in der Bewältigung der Klima-Krise.

AUSTROSPACE begrüßt die Ernennung des Österreichers Dr. Josef Aschbacher zum Generaldirektor der European Space Agency (ESA). Der gebürtige Tiroler ist seit drei Jahrzehnten bei der ESA tätig, wo er seit 2016 als Direktor für Erdbeobachtung und Leiter des Standortes Frascati den Programmbereich mit dem größten Budget verantwortet. Erdbeobachtungs-Satelliten spielen eine ganz wesentliche Rolle in der Bewältigung der Klima-Krise, da nur aus dem Weltall die globale und langfristige Erfassung der für die Veränderung unserer Lebensbedingungen relevanten Einflussgrößen möglich ist. Europa spielt hier seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle und verfügt mit dem Copernicus-System der Europäischen Union (EU) über eine einzigartige Infrastruktur. Unter dem Management von Aschbacher konnte Ende 2019 die Finanzierung der Entwicklung einer neuen Generation von Copernicus-Satelliten sichergestellt werden, die unter anderem die globale Verteilung von CO2-Emissionen verfolgen werden. 

Die Erreichung der Klimaziele ist ein zentraler Punkt im Programm der österreichischen Bundesregierung. Bundesministerin Leonore Gewessler, die auch für Weltraum-Angelegenheiten zuständig ist, hat bereits mehrfach auf die wichtige Rolle von Erdbeobachtungsdaten für die Umsetzung der Klima-Strategie hingewiesen. Die entsprechenden Programme der ESA und EU sind daher auch Schwerpunkte der österreichischen Weltraum-Aktivitäten, und österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind seit vielen Jahren sehr erfolgreich sowohl am Aufbau der erforderlichen Infrastruktur als auch an der Aufbereitung und Nutzung der Daten beteiligt. Mit dem Profil und der Erfahrung des neuen Generaldirektors sind die besten Voraussetzungen für die Fortsetzung der europäischen Vorreiterrolle auf der bewährten Basis der Kooperation von ESA und EU und damit auch für den nachhaltigen Erfolg der heimischen Akteure gegeben.

 

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Foto: ESA - P. Carril, CC BY-SA 3.0 IGO
21.11.2020

Großer Schritt für die Klimaforschung:
Sentinel-6 Michael Freilich ist im All!

Der neue Klimasatellit wird aus rund 1300 km Höhe wichtige Daten zur Messung der Meeresspiegelhöhe liefern. Dafür wurde er mit jeder Menge Know-How aus Österreich ausgestattet.

Die Zahlen sind alarmierend: In den vergangenen fünf Jahren sind die Ozeane durch den Klimawandel im Durchschnitt um 4,8 mm pro Jahr gestiegen; Millionen von Menschen sind dadurch langfristig gefährdet. Umso größer die Freude, als der neue Klimasatellit Sentinel-6 Michael Freilich am 21.11. von Kalifornien aus erfolgreich in eine erdnahe Umlaufbahn gebracht wurde. Einmal mehr ist es ein Gemeinschaftserfolg: Der neueste Satellit der Sentinel-Familie des EU-Programms Copernicus, der nach dem verstorbenen Leiter der Erdbeobachtungsabteilung der NASA benannt wurde, ist das Ergebnis einer Kooperation von ESA, NASA, Eumetsat und der US Wetter- und Ozeanografie-Behörde NOAA, sowie der französischen Weltraumagentur CNES. Von einer polaren Bahn in rund 1300 km Höhe wird der Satellit ab nun Veränderungen der Meeresspiegelhöhe beobachten und damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaforschung leisten.

Stolz auf österreichische Beiträge

Wie so oft leisteten auch diesmal österreichische Unternehmen einen wesentlichen Beitrag: So sind es etwa die hochpräzisen Navigationsempfänger von RUAG Space Österreich, die es ermöglichen, die Position des Satelliten mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern zu bestimmen. Mit diesen Empfängern, die bereits auf 10 Satelliten erfolgreich im Einsatz sind, ist RUAG Space Marktführer in Europa und beliefert auch Kunden in den USA und in Asien. Eine führende Position hat das Unternehmen auch im Produktbereich der Thermalisolationen: Eine ebensolche schützt den neuen Satelliten vor den extremen Temperaturen von plus/minus 200 Grad Celsius im Weltall.

Ebenfalls maßgeblich am Erfolg beteiligt: Das Unternehmen Atos Austria, das als Hauptanbieter von EGSE Ausrüstungen für die wichtige Mission fungierte. Mit diesen Geräten kann man den Satelliten auf Herz und Nieren testen – speziell das Telekommunikationssubsystem, das Nutzlast-Downlink-Kommunikationssubsystem und das Stromversorgungssystem. Darüber hinaus dient die EGSE Ausrüstung auch dazu, die Kompatibilität des Satelliten mit den Bodenstationen bezüglich der Kommunikation zu überprüfen und das Verhalten der Solarpaneele und der Batterien zu simulieren.

Bemerkenswertes Detail am Rande: Sentinel 6 ist die erste gestartete ESA Mission, die mit der von Terma Technologies entwickelten grünen, digitalen und nachhaltigen Stromtestanlage ProUST univerSAS® simuliert und getestet wurde.

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Foto: ESA
18.12.2019

Riesenerfolg für die ESA:
die Ministerkonferenz Space19+

Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen: Insgesamt 14,4 Mrd. Euro betragen die von den Mitgliedstaaten zugesagten neuen Mittel. Mit diesem außerordentlichen Erfolg für die ESA, der zugleich ein starkes Signal für den institutionellen Markt in Europa ist, endete die ESA-Ministerkonferenz Space19+, die von 27. bis 28.11.2019 in Sevilla statt fand.

Diese Investitionssumme stellt eine Steigerung von unglaublichen 40% im Vergleich zu jenen Mitteln dar, die in der vorangegangenen Konferenz des Jahres 2016 zugesagt wurden. Das Budget für das Wissenschaftsprogramm und für die Basisaktivitäten der Agentur wurde dabei um fast 10% erhöht. Besonders großes Interesse weckte das Erdbeobachtungsprogramm, vor allem die gemeinsame ESA/EU-Initiative Copernicus – doch auch die vorgeschlagenen Aktivitäten in den Bereichen „Bemannte & Robotische Exploration“ sowie „Raumtransport-Systeme“ fanden starke Unterstützung.

Die weniger gute Nachricht: Österreich konnte auf Grund der derzeitigen budgetären Einschränkungen auf diesem Wachstumspfad nicht mithalten: Der Anteil an der Gesamtbeteiligung sank von 1.9% im Jahr 2016 auf derzeit 1.3%. Zwar wurde der Fokus auf Erdbeobachtung und Telekommunikation beibehalten, jedoch bestehen durch die finanzielle Einschränkung derzeit gerade in höchst interessanten neuen Bereichen wie der Exploration oder Weltraum-Sicherheit kaum Möglichkeiten für die österreichische Industrie, sich zu engagieren – und das, obwohl attraktives Potential und geeignete Produkte bei einigen Unternehmen durchaus vorhanden sind. Diese unbefriedigende Situation kann nur durch eine nachträgliche Erhöhung der Programmbeteiligungen unter einer neuen Regierung korrigiert werden – ein Anliegen von hoher Dringlichkeit. Schließlich geht es darum zu verhindern, dass österreichische Zulieferunternehmen den Anschluss auf einem sehr dynamischen Markt verlieren, in dem gerade eine Vielzahl von institutionellen und privaten Initiativen die Zukunft der Weltraumindustrie für das nächste Jahrzehnt prägt.              

 

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Foto: ESA/ATG medialab
18.12.2019

Den Exoplaneten auf der Spur: CHEOPS-Mission gestartet!

Mit Spannung erwartet, erfolgreich gestartet: Exakt um 09.54 MEZ des 18.12.2019 erfolgte der Launch der CHEOPS-Mission (CHaracterising ExOPlanets Satellite), bei der das brandneue Weltraumteleskop in die Erdlaufbahn gebracht wurde. Mit an Bord: hochwertige Technik aus Österreich.

Und wieder einmal beschreitet die europäische Weltraumindustrie neue Wege: CHEOPS (CHaracterizing ExOPlanets Satellite) ist die erste Mission, die sogenannte Exoplaneten – so der Name von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – im Detail beobachten und charakterisieren wird. In dreieinhalb Jahren sollen rund 500 Sterne sowie ihre Planetensysteme observiert werden. Dabei wird das sogenannte Transitverfahren angewandt, die bisher erfolgreichste Methode bei der Untersuchung von Exoplaneten: Das Teleskop beobachtet die Himmelskörper nicht direkt, sondern ihre Muttersterne –  und zwar immer dann, wenn die Planeten aus Sicht der Erde vor ihrem Stern vorbeiziehen. Durch diesen Transit wird ein Teil des Sterns verdeckt und dessen Helligkeit reduziert. Aus der Beobachtung dieser Helligkeitsverläufe wiederum sind wichtige Rückschlüsse auf die Größe des Planeten, seinen Abstand zum Muttergestirn, seine Zusammensetzung und Atmosphäre möglich.

Elektronik und Software aus Österreich an Bord

Der Start der CHEOPS-Mission, den viele Interessierte voller Spannung live auf www.esa.int mitverfolgten, ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht ein Gewinn: Er steht auch exemplarisch für die hervorragende internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt. Insgesamt elf Länder sind an dem Projekt beteiligt, wichtigster Partner ist die Schweiz. Der Kleinsatellit wurde unter der Leitung der Universität Bern von einem internationalen Konsortium entwickelt und gebaut, das IWF (Institut für Weltraumforschung) konstruierte einen der beiden Bordrechner und ist außerdem an der Entwicklung der Software zur Datenanalyse beteiligt. RUAG Space Austria wiederum, Österreichs größtes Weltraumunternehmen, lieferte die Stromversorgung für das CHEOPS-Teleskop. Entwickelt unter der Leitung des IWF, sorgt diese für die hochpräzise und ‑stabile Spannungsversorgung des optischen Sensors im Teleskop und notwendiger Heizelemente zur Temperaturstabilisierung.

Auch der Flug ins All ist ein Gemeinschaftsprojekt: So wurde CHEOPS mit einer russischen Sojus-Fregat-Rakete vom französischen Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch Guyana ins All befördert. Dabei teilt sich der Kleinsatellit die Reise ins All mit einem Satelliten der italienischen Cosmo-SkyMed-Konstellation und fünf Cubesats - darunter der unter der technischen Leitung der TU Graz für die ESA entwickelte OPS-SAT.

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Foto: www.starlink.com
14.11.2019

Pionierarbeit im All: 60 Starlink-Satelliten im Orbit

Am 11. November 2019 war es soweit: In einer perfekt gelungenen Startmission wurden 60 operationelle Starlink-Satelliten von einer Falcon 9-Trägerrakete vom Komplex 40 der Cape Canaveral Luftwaffenstation in den Weltraum gebracht. Dass alles so gut lief, war kein Zufall: Bereits am 24. Mai waren ebenso viele Versuchseinheiten gestartet worden.

Dass bei einem einzigen Flug gleich mehrere Raumfahrterstleistungen erzielt werden, passiert wohl nicht alle Tage: So war es das erste Mal, dass eine Falcon 9 ein viertes Mal für einen Start eingesetzt wurde – und ebenso erstmalig in der Geschichte der Raumfahrt, dass eine bereits bei einer früheren Mission verwendete Nutzlastverkleidung noch einmal eingesetzt wurde. Dass die Nutzlast mit 15.600 Kilogramm zugleich auch noch die schwerste ist, die SpaceX je in den Orbit brachte, spricht für sich.

Bei der 50. erfolgreichen SpaceX-Mission in ununterbrochener Reihenfolge verließ die Falcon 9 um 15:46 Uhr die Startanlage, nach ca. einer Stunde erreichte sie den kreisförmigen Orbit in einer Höhe von 280 Kilometern, wo der „Stack“ mit den 60 Satelliten von der Oberstufe der Rakete freigegeben wurde. Jeder dieser Satelliten hat eine Masse von etwa 260 Kilogramm und ist somit um 33 Kilogramm schwerer als die 60 Starlink-Satelliten des Teststarts vom 23. Mai. Als nächstes werden sie ihre mit Krypton betriebenen Ionentriebwerke einsetzen, um ihre endgültige Umlaufbahn in 560 Kilometern Höhe zu erreichen. Um 400 % leistungsfähiger als ihre Vorgänger, arbeiten sie in zwei Frequenz-Bändern statt nur in einem. Eine weitere Neuerung: Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre lösen sich die Satelliten restlos auf, und nicht mehr nur zu 95 Prozent. Alles in allem ein großer Erfolg für SpaceX – doch es bleibt spannend: Schließlich steht auch der unmittelbare Konkurrent OneWeb kurz vor dem Start.

           

 

 

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Foto: ESA
10.05.2019

BepiColombo ist nun bereit für die lange Reise

Nach einer Testserie, die sich über die letzten fünf Monate erstreckte, hat die ESA-JAXA Mission BepiColombo ihre erdnahe Inbetriebsetzungsphase erfolgreich abgeschlossen – und ist nun bereit für die eigentliche Mission: die lange, gefährliche Reise zum Merkur und dessen detaillierte Erforschung.

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Die Tests, die nach dem Start am 20. Okober 2018 begannen, hatten das Ziel, die Funktionstüchtigkeit und Fähigkeiten der wissenschaftlichen Instrumente, des Antriebsystems und der weiteren Systeme des Raumflugkörpers genauestens zu überprüfen.  Am 26. März 2019 wurde schließlich bestätigt, dass alle Tests erfolgreich abgeschlossen wurden. Ab jetzt können sich die europäischen und japanischen Teams auf Routineoperationen sowie die Vorbereitungen auf den ersten Gravitationsschwung konzentrieren. Seit dem Start hat BepiColombo übrigens bereits über 450 Millionen Kilometer zurückgelegt – was allerdings nur etwa 4% der gesamten Strecke ausmacht, die die Sonde insgesamt zurücklegen muss, bis sie den Merkur Ende 2025 erreichen wird.

Im Moment befindet sich der Raumflugkörper etwa 50 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – Funksignale benötigen ca. 3 Minuten, um ihn zu erreichen. Der nächste Meilenstein dieser Mission, der bevorsteht: am 13.April 2020 wird BepiColombo in einer Distanz von rund 11.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen.

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14.03.2019

Summer School Alpbach 2019: Eine einmalige Chance!

Vom 16.7. bis 25.7.2019 wird in dem idyllischen Ort Alpbach inmitten der Tiroler Alpen wieder nach den Sternen gegriffen: Die diesjährige Summer School Alpbach widmet sich ganz dem Thema „Geophysik aus dem Weltall unter Verwendung von Micro- oder Nanosatelliten- Konstellationen“.

Eine einmalige Chance für StudentInnen, Weltraumprojekte in einem internationalen Setting
 zu analysieren und mitzuplanen. Im Vorfeld werden ingesamt 60 junge Leute aus einem Wissenschafts- oder Ingenieursstudium ausgesucht, die in vier Arbeitsgruppen gemeinsam
 ein Weltraumprojekt planen und entwickeln – unter der Aufsicht renommierter ExpertInnen. Organisiert und gefördert wird dieses zukunftsträchtige Event auch dieses Mal von Austrospace, der FFG, der ESA und dem International Space Science Institute.

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Foto: ESA
05.01.2019

Ariane 6‭: ‬Die Zukunft wird gebaut

Im Juli 2020‭ ‬soll die neue‭ ‬Ariane 6‭ ‬ins All abheben‭ ‬‮–‬‭ ‬die Nachfolgerin der legendären europäischen Trägerrakete Ariane 5. ‬Derzeit sind die Bauarbeiten in Französisch-Guyana in vollem Gange‭: ‬Hier entsteht gerade die neue Startrampe‭, ‬von der aus die‭ ‬Rakete ins All geschossen werden soll‭. ‬

Rund 500‭ ‬Leute aus dem Bauingenieurwesen sind am Bau beteiligt‭. ‬Eine der unzähligen Herausforderungen besteht darin‭, ‬im sogenannten‭ ‬„‬Flammengraben“‭ ‬die gewaltigen Flammenmengen und Gase abzuleiten‭, ‬die beim Start der Rakete erzeugt werden‭. ‬Außerdem wird die Ariane 6‭ ‬horizontal gebaut und nicht in aufrechter Position‭ ‬‮–‬‭ ‬all dies soll Geld sparen‭. ‬Denn um konkurrenzfähig‭ ‬zu bleiben‭, ‬soll der Start der Ariane 6‭ ‬nur halb so viel kosten wie der ihrer Vorgängerin‭.‬

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Foto: ESA
30.10.2018

So sieht also eine Nova aus

Mit noch nie dagewesener Zeitauflösung liefern österreichische Kleinsatelliten Bilder vom Ausbruch einer‭‬‮„ ‬Nova“‭ ‬‮–‬‭ ‬so die Bezeichnung für eine Eruption bzw‭. ‬den Helligkeitsausbruch eines Sterns‭. ‬

Die sogenannte BRITE-Constellation‭, ‬an der Österreich beteiligt ist‭, ‬stellt eine Flotte von fünf Nano-Satelliten dar‭, ‬die das Licht der hellsten Sterne mit hoher Präzision aufnimmt‭. ‬

Die TU Graz sowie die Universitäten Wien und Innsbruck steuerten dafür wertvolles Know-How bei‭. ‬Außerdem arbeitet die TU Graz derzeit‭ ‬‮–‬‭ ‬gemeinsam mit RUAG Space Austria und Seiberdorf Laboratories‭ ‬‮–‬‭ ‬an zwei weiteren Kleinsatelliten‭, ‬die 2019‭ ‬starten sollen‭. ‬Dabei soll zum ersten Mal überhaupt das Eis von Gletschern oder an den Polen sowie die Wellenbewegungen der Ozeane vom Weltall aus vermessen und registriert werden‭.‬

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Foto: corn
23.10.2018

ESA-Experte‭:
„Jede Mission ist zu Beginn Science-Fiction“

(Interview von: STANDARD Verlagsgesellschaft, Karin Krichmayr, 25.12.2018)

Mars-Express-Missionsleiter Rudolf Schmidt über seine Mitarbeit bei Ridley Scotts‭ ‭ „Der Marsianer‭“, ‬Systemfehler und Menschen auf dem Mars‭. ‬

Weil bei der Inskription am wenigsten Leute beim Schalter für Physik anstanden‭, ‬entschloss sich Rudolf Schmidt kurzerhand für dieses Fach‭. ‬Er sollte es nicht bereuen‭: ‬Ab 1982‭ ‬arbeitete er bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA, ‬wo er u‭.‬a‭. ‬die Mission Mars Express leitete und zuletzt als Generalinspektor tätig war‭. ‬Aufgrund seiner Expertise holte ihn US-Regisseur Ridley Scott als Berater für die Dreharbeiten seines Hollywoodfilms‭ „Der Marsianer“ (‬2015‭) ‬an Bord‭. ‬Seit er 2016‭ ‬in den Ruhestand getreten ist‭, ‬bastelt er statt Satelliten an seinem Bauernhof in der Steiermark‭. ‬Vergangene Woche war er in Wien zu Gast beim Symposium‭ „Kepler und der rote Planet“ ‬der Österreichischen Akademie der Wissenschaften‭.

Am 25‭. ‬Dezember 2003‭ ‬erreichte die Sonde Mars Express den Orbit des Roten Planeten‭. ‬Wie haben Sie Weihnachten verbracht‭? ‬

SCHMIDT ‬Heiligabend war eine brenzlige Phase‭. ‬Wir haben von 24‭. ‬Dezember in der Früh bis zum 25‭. ‬am Abend im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt durchgearbeitet‭. ‬Die deutsche Wissenschaftsministerin Edelgard Buhlmann kam mit Champagnerflaschen‭, ‬die sie versteckte‭, ‬damit sie ja nicht mit ihnen fotografiert wird‭, ‬falls etwas schiefgeht‭. ‬Als Mars Express dann um drei Uhr früh im Orbit war‭, ‬knallten die Korken‭. ‬Dabei stürmte noch ein Mathematiker herein mit der Schocknachricht‭, ‬dass beim Einschuss in den Orbit viel zu viel Treibstoff verbraucht wurde‭. ‬Es stellte sich aber heraus‭, ‬dass er sich um eine Kommastelle verrechnet hatte‭. ‬Der Treibstoff reichte also doch für 24‭ ‬Jahre‭. ‬Das heißt‭, ‬wenn alles andere auch so lange hält‭, ‬könnte Mars Express noch bis 2027‭ ‬aktiv sein‭. ‬

Haben Sie damit gerechnet‭, ‬dass‭ ‬die Sonde so lange Daten liefert‭? ‬Zuletzt wurden mit ihrer Hilfe riesige Wasservorkommen auf dem Mars entdeckt‭. ‬

SCHMIDT ‬Entworfen und finanziert war das Projekt für zwei Jahre‭, ‬aber wie üblich in Europa‭, ‬wenn ein Projekt gut läuft‭, ‬findet man immer noch‭ ‬irgendwo Geld dafür‭. ‬Die Performance des Satelliten ist gut‭, ‬Datenübertragung‭, ‬elektrische Leistung‭, ‬die Recheneinheiten an Bord‭ ‬funktionieren wunderbar‭. ‬Und solange daraus gute wissenschaftliche Arbeiten resultieren‭, ‬geht es auch weiter‭.‬

In der Raumfahrt haben Sie nicht nur große Erfolge erlebt‭, ‬sondern auch spektakuläre Flops‭. ‬Ist das eine nicht ohne das andere zu haben‭? ‬

SCHMIDT ‬Es gibt Projekte‭, ‬die ein Riesenerfolg wurden‭, ‬aber zwischendurch knapp am Desaster vorbeigeschrammt sind‭. ‬Zum Beispiel das Hubble-Space-Teleskop‭: ‬Bei der Linse wurden zwei Mikron zu viel weggeschliffen‭, ‬das ist etwa ein Fünfzigstel eines Haares‭. ‬Das hat‭ ‬ausgereicht‭, ‬dass die Fotos ganz deutlich unscharf waren‭. ‬Zwei Jahre später ist man mit dem Shuttle hingeflogen und hat es repariert‭. ‬Auch bei Mars Express gab es ein gravierendes Problem‭: ‬Es fehlte eine Drahtbrücke im Satelliten‭. ‬Als sich kurz nach dem Start die Sonnensegel entfalteten‭, ‬war klar‭, ‬dass zu wenig elektrische Leistung auf den Segeln zustande kommt‭, ‬sodass der Satellit‭ ‬es nie bis zum Mars schaffen würde‭. ‬Also begannen wir nach Lösungen zu suchen‭. ‬Wir haben umgeplant‭, ‬optimiert und an vielen Rädchen gedreht‭, ‬bis wir Schritt für Schritt so viel Energie einsparen konnten‭, ‬dass am Ende für die Messungen mehr als genug Leistung zur Verfügung stand‭. ‬Jetzt ist die Sonde 15‭ ‬Jahre im Marsorbit‭. ‬

Abgesehen von den Erfolgen‭ ‬‮–‬‭ ‬was war der größte Fehlschlag in Ihrer Karriere‭? ‬

SCHMIDT ‬Es gibt nur einen‭, ‬und der sticht heraus‭. ‬Ich bin 1982‭ ‬nach Holland zur ESA gekommen und wurde einige Monate später wissenschaftlicher Leiter des Clusterprojekts‭, ‬das mit vier Satelliten das Erdmagnetfeld erforschen sollte‭. ‬Es gab immer Geldmangel bei der‭ ESA, ‬irgendwo hat es immer gezwickt‭, ‬also wurden immer billigere Wege gesucht‭. ‬Dann endlich wurden 1996‭ ‬die Satelliten nach Französisch-Guyana zum Start auf der ersten Ariane 5‭ ‬geflogen‭. ‬Gleich nach dem Start explodierte die Rakete‭. ‬13‭ ‬Jahre Arbeit waren‭ ‬in 20‭ ‬Sekunden kaputt‭. ‬Es war ein Riesendrama‭, ‬wir haben alle geweint‭. ‬Das hat mir gezeigt‭, ‬wie riskant unser Geschäft ist‭. ‬Die‭ ‬Weltraumfahrt ist unverzeihlich‭. ‬Wenn irgendwo eine Fehlermöglichkeit im System besteht‭, ‬dann ist es nur eine Frage der Zeit‭, ‬bis der Fehler tödlich wird‭. ‬Bei Ariane 5‭ ‬hat man Software vom Vorgänger wiederverwendet‭. ‬Ariane 4‭ ‬beschleunigt so gemächlich wie‭ ‬ein VW-Transporter‭, ‬Ariane 5‭ ‬ist wie ein Porsche‭. ‬Die Steuerungssoftware kam damit nicht klar‭. ‬Es gab dann mit Cluster 2‭ ‬aber einen erfolgreichen Nachbau‭. ‬

Sie haben immer mit Satelliten gearbeitet‭, ‬wie stehen Sie zur bemannten Raumfahrt‭? ‬

SCHMIDT ‬Es wird Zeit‭, ‬dass wir etwas anderes machen als die International Space Station‭. ‬Die Amerikaner schlagen einen Lunar Gateway vor‭, ‬eine bemannte Kapsel im Bereich des Mondes‭. ‬Sie könnte um Lagrange-Punkte kreisen‭, ‬wo es Stabilität zwischen Erd‭- ‬und Mondschwere gibt‭, ‬oder um den Mond selber‭. ‬So ein Gateway soll der erste Schritt sein‭, ‬um von dort aus weiter zum Mars zu fliegen oder‭ ‬zu einem Asteroiden‭. ‬

Die nächste große Reise soll zum Mars gehen‭? ‬

SCHMIDT ‬Das ist die nächste große Herausforderung‭. ‬Aber um das zu finanzieren‭, ‬bräuchte es einen Super-Kennedy‭. ‬Ich bin überzeugt‭, ‬dass es technisch möglich ist‭, ‬und auch geistig und körperlich sollten Astronauten eine Reise von drei Jahren hin und zurück aushalten‭. ‬Heute ist es Elon Musk mit Falcon 9‭, ‬der Druck macht‭. ‬Am Ende wird auch Musk das Geld ausgehen‭, ‬aber er könnte das Fass ins Rollen bringen‭. ‬Die Regierungsbehörden NASA und ESA, ‬Chinesen‭, ‬Inder‭, ‬Japaner und Russen müssten alle zusammenarbeiten‭. ‬Einer allein kann so eine Mission‭ ‬nicht auf die Beine stellen‭.‬

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Foto: ESA
20.10.2018

Merkur‭, ‬wir kommen‭: ‬
BepiColombo bricht auf‭.

17‭ ‬Jahre lang wurde getüftelt und geplant‭, ‬entwickelt und konstruiert‭ ‬‮–‬‭ ‬in den frühen Morgenstunden des 20.10.2018‭ ‬ist es dann endlich soweit‭:  ‬Die europäisch-japanische Sonde BepiColombo bricht auf ihre 7‭ ‬Jahre lange Reise zum Merkur auf‭. ‬

Mit an Bord‭: ‬ausgeklügelte österreichische Weltraumtechnologie‭, ‬wie zum Beispiel eine Thermalisolation‭, ‬die die Sonde vor den extremen Temperaturschwankungen zwischen‭ -‬180‭ ‬Grad Celsius und‭ +‬450‭ ‬Grad Celsius schützen soll‭. ‬Erst im Jahr 2025‭ ‬wird BepiColombo‭ (‬benannt nach dem italienischen Mathematiker und Ingenieur Guiseppe‭ ‬‮„‬Bepi“‭ ‬Colombo‭) ‬das Ziel erreichen‭ ‬‮–‬‭ ‬sofern alles gut geht‭. ‬Denn der Flug steckt voller Gefahren‭: ‬So muss die Sonde einige Planeten mehrfach umrunden‭, ‬um an Geschwindigkeit zu verlieren und nicht in das Innere des Sonnensystems zu stürzen‭. ‬Gelingt das Experiment‭, ‬so wird BepiColombo den Merkur detailliert erforschen und neue Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten Sonnensystems‭, ‬insbesondere der erdähnlichen‭ ‬‮„‬terrestrischen“‭ ‬Planeten erbringen‭. ‬

Die Merkur-Mission ist aber nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht von großem Interesse‭: ‬Aufträge in der Höhe von insgesamt 36‭ ‬Mio‭. ‬Euro sind dafür nach Österreich geflossen‭ ‬‮–‬‭ ‬mehr als jemals zuvor im Rahmen einer Weltraummission‭. ‬

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02.10.2018

New Human Footprint‭:
Bilder aus dem All

Der Umweltschutz ist um ein paar beeindruckende Argumente reicher‭ ‬‮–‬‭ ‬in Form von überaus sehenswerten Bildern aus dem All‭. ‬

Der kürzlich erschienene Bildband  „‬New Human Footprint‭ - ‬unsere Welt im Umbruch“‭ ‬der Autoren Markus Eisl‭, ‬Gerald Mansberger‭, ‬und Paul Schreilechner dokumentiert die Ausbeutung der Erde durch den Menschen anhand von beeindruckenden Satellitenbildern‭. ‬

Von den unübersehbaren Narben‭, ‬die der Bergbau hinterlässt‭, ‬bis hin zu Auswirkungen von Wald‭- ‬und Landwirtschaft‭, ‬Energie‭- ‬und Verkehrsinfrastrukturen‭. ‬Bei aller Gesellschaftskritik weist der opulente Bildband aber zugleich auch auf die Schönheit und Vielfalt unseres Planeten hin‭.  

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